Die Fairness-Rate ist ein Maßstab für die Ungerechtigkeit von Einkommen. Sie wird für jedes Mitglied berechnet (die Berechnung ist für Interessierte auch anonym möglich) und drückt näherungsweise aus, um wieviel besser (oder schlechter) der/die Einzelne im Vergleich zum Durchschnitt dasteht. Derzeit berücksichtigen wir den individuellen Stundensatz für die Arbeit, das Gesamteinkommen und etwaige Sonderausgaben. Da Ungerechtigkeit von jedem anders empfunden wird, legen alle Mitglieder die wesentlichen Parameter gemeinsam fest - mit einem konsensualen Gruppenentscheidungsverfahren.
Für die Berechnung sind folgende Daten auf Basis eines Jahres (entweder letztes Kalenderjahr oder die letzten 12 Monate) nötig:Stunden für bezahlte und unbezahlte Arbeit (als ganze Zahl) | Bezahlte und unbezahlte Erwerbsarbeit, sowie gemeinnützige Arbeit (z.B. im FairNaWi-Verein, für die Feuerwehr, etc.) |
Einkommen aus Erwerbsarbeit (netto in EUR) | Von allen ArbeitgeberInnen oder eigener Gewerbetätigkeit |
Sonstiges Einkommen (netto in EUR) | Mieteinnahmen, Dividenden von Aktien, etc. |
Sonderausgaben (netto in EUR) | Unterhaltszahlungen |
Daraus errechnen sich einfach:
Die Fairness-Rate ist eine positive Zahl mit 2 Nachkommastellen und beschreibt die Relation zu einem Durchschnittsverdiener. Dieser hat eine Fairness-Rate von 1,00. Besserverdienende haben Raten größer 1 - proportional höher, je mehr sie verdienen: sie bezahlen einen anteiligen Fairness-Betrag für ihre Einkäufe. Weniger gut Verdienende haben eine Rate kleiner 1: sie erhalten einen anteiligen Fairness-Betrag für ihre Einkäufe. Aus berechnungstechnischen Gründen begrenzen wir die Rate nach oben und unten (Parameter "Untergrenze..." und "Obergrenze...").
Den Durchschnittsverdiener definieren wir mit Hilfe von Standard-Stundensatz und -Einkommen. Die aktuellen Werte für die entsprechenden Parameter sind unten aufgelistet. Sie wurden einem Bericht des Rechnungshofes 2020 entnommen (und sind die Median-Werte, nicht die Durchschnittswerte).
Hauptbestandteil der Fairness-Rate ist die Relation des individuellen Stundensatzes zum Standard. Für das Gesamteinkommen gibt es einen Aufschlag (falls es über dem Standard liegt) und einen Abschlag (falls es darunter liegt). Für Sonderausgaben gibt es einen anteilsmäßigen Abschlag. Mit den Parametern "Gewicht..." kann die Höhe des Beitrags der Auf- und Abschläge gesteuert werden. Die genauen Formeln sind:
Die Fairness-Rate wird nicht direkt zum sozialen Ausgleich verwendet. Es scheint unrealistisch, dass jemand, der das Doppelte verdient (Fairness-Rate 2), für Einkäufe im Rahmen der Wirtschaftsgemeinschaft das Doppelte zahlt. Daher wird die Rate bei der Berechnung des Fairness-Betrags im Rahmen des Monatsabschlusses gedämpft - siehe unten.
Der Fairness-Betrag (in EUR) ist eine Art Ausgleich, den diejenigen, die besser verdienen, an die, die weniger gut verdienen, für ihre jeweiligen Einkäufe bei Mitgliedsunternehmen zahlen.
Für die Berechnung sind folgende Daten auf Basis des vergangenen Monats nötig:
je Mitglied | Summe der Beträge aller Einkäufe bei Mitgliedsunternehmen im Vormonat |
je beteiligtem Mitglied | Aktuelle Fairness-Rate |
Parameter (Gruppenentscheidung) | Dämpfung der Fairness-Rate |
Daraus berechnen wir zuerst die Fairness-Prozente: Sie sind positiv für Fairness-Raten > 1 (Besserverdienende) und negativ für Fairness-Raten < 1 (für Fairness-Raten = 1 sind die Fairness-Prozente = 0). Wir dämpfen positive Werte stark (vierte Wurzel der Fairness-Rate), um Gutverdienende nicht als Mitglieder zu verlieren (die negativen Werte werden weniger stark gedämpft, um ähnliche Prozentzahlen für positive und negative Fairness-Prozente zu erhalten) - dies kann in Zukunft durch Konsensentscheidung aller Mitglieder angepasst werden.
Für jedes Mitglied multiplizieren wir die Fairness-Prozente mit der Gesamtsumme der Einkäufe. Daraus ergibt sich ein positiver oder negativer Differenz-Betrag, der zu einem halbwegs fairen Gegenwert für die Einkäufe führt. Positive Differenz-Beträge sind schon die Fairness-Beträge und werden dem Mitglied abgebucht, negative Differenz-Beträge werden dem Mitglied prinzipiell überwiesen.
Falls jedoch die positiven Beträge nicht ausreichend sind (wegen vergleichsweise wenig Einkäufen durch alle Besserverdienenden), werden die negativen Differenz-Beträgen anteilig gekürzt und geringere Fairness-Beträge ausgezahlt (soviel, dass alle positiven Fairness-Beträge aufgebraucht werden). Überschüsse von positiven Differenz-Beträgen werden hingegen für die Bezahlung von nötiger Vereinsarbeit nach Vereinbarung verwendet.
Beispiel für die Berechnung des Fairness-Betrags:
Mitglied | Monatseinkauf | Fairness-Rate | Fairness-Prozente | Differenz-Betrag | Fairness-Betrag |
---|
Fabriksarbeiter | 500 | 0,56 | -18% | -90,00 | -84,30 |
Programmierer | 300 | 2,02 | 19% | +57,00 | +57,00 |
Laborchefin | 30 | 13,18 | 91% | +27,30 | +27,30 |
Referenz | 500 | 1,00 | 0% | 0,00 | 0,00 |
In diesem Beispiel gibt es keine Überschüsse: Die Summe der positiven Fairness-Beträge ist 84,30 EUR (57,00 + 27,30). Die berechneten negativen Differenz-Beträge von 90 EUR können also in diesem Monat nicht zur Gänze ausgezahlt werden, sondern nur ein geringerer negativer Fairness-Betrag von 84,30 EUR. Für andere Einkaufsbeträge oder Fairness-Raten ergeben sich natürlich andere Fairness-Beträge (es können Überschüsse entstehen oder aber viel größere Unterschiede zwischen negativen Differenz-Beträgen und Fairness-Beträgen). Das System lebt davon, dass Besserverdienende die Ungerechtigkeit der Verteilung des Einkommens (an)erkennen und bereit sind, mitzumachen.
Standard-Stundensatz | Standard-Einkommen | Gewicht-Einkommen |
---|
Gewicht-Sonderausgaben | Untergrenze der Rate | Obergrenze der Rate |
Dämpfung der Rate für Fairness-Betrag Positiv/Negativ | Dämpfung der Rate für Vereinsstundenlohn | Richtwert Mitgliedsbeitrag |